News 01.06.2022 | Paradiesgarten

Für alles gibt es eine Zeit

Das Zeitgedicht von Kohelet begleitet mich seit vielen Jahren. Immer wieder nehme ich es hervor, lese es, lasse es auf mich wirken, denke darüber nach. Wir sind in unserem Leben vielen Spannungen und Gegensätzen ausgesetzt. Dies wird in Kohelet in einfachen und unaufgeregten Worten beschrieben. Es beinhaltet viel Tröstliches: Zeit zu pflanzen, Zeit zu heilen, Zeit zu lachen… Aber auch Lebensfeindliches: Zeit zu töten, Zeit Steine zu werfen, Zeit für den Krieg.

Krieg ist seit dem Angriff auf die Ukraine nicht mehr ein Geschehen, das weit weg von uns irgendwo in der Welt geschieht. Er ist mitten unter uns. Durch die verstörenden Berichte und Bilder aus dem Kriegsgebiet, die ankommenden Flüchtlinge, die wirtschaftlichen Auswirkungen der Sanktionen auch auf unser Leben. Vermeintliche Sicherheiten und Ordnungen lösen sich auf. Mehr Fragen als Antworten stellen sich. Wie wird es weitergehen für die direkt betroffenen Menschen? Welche Auswirkungen wird der Krieg für alle – auch uns – haben? Wie können, sollen wir in so einer Welt leben und handeln?

Kohelet schreibt in Vers 3,12: «Ich habe erkannt, dass nichts Gutes bei ihnen (den Menschen) ist, ausser dass sie sich freuen und in ihrem Leben Gutes tun.» Und ähnlich im Schlussvers 3,22: «Ich sah: Es gibt nichts Gutes als dass sich die Menschen bei ihren Werken freuen. Denn das ist ihr Anteil. Ja, wer könnte sie dahin bringen, das zu sehen, was nach ihnen kommt?»

Diese Worte umschreiben für mich was heute Resilienz genannt wird. Trotz allem Leid und der ungewissen Zukunft freue ich mich am Leben, sehe das Positive, bleibe aktiv und handle. Dass eine solche Lebenshaltung nicht immer gelingt und selbstverständlich ist wird in Vers 3,13 deutlich: «Wo Menschen essen und trinken und in all ihren Mühen Gutes wahrnehmen, ist das ein Geschenk Gottes.» Nehmen wir das Geschenk an!

Bibelzitate aus: Bibel in gerechter Sprache, 1. Auflage

 

Weitere spirituelle Anregungen

Die spirituellen Anregungen des «Paradiesgartens» im Juni 2022 wurden gepflanzt von Rita Cavelti, Leiterin eines Alterszentrums.

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